Privatpraxis Orthopädie Unfallchirurgie Tiergarten, Wiclefstraße 56/57, 10551 Berlin

Patienten-Informationen

1.Kreuzbandriss ohne OP möglich?

Eine operative Therapie eines gerissenen Kreuzbandes ist nicht zwingend notwendig. Gründe die für einen konservativen Therapieansatz sprechen sind zum einen eine erhaltene Stabilität des Kniegelenks oder wenn die Instabilität nur gering ist und der Patient keinen wesentlichen Leidendruck hat. Auch kann es vorkommen, dass aufgrund anderer Erkrankungen eine Operation nicht möglich ist.

In den ersten Tagen stehen meist die Erholung von der Operation und der Rückgang der Schwellung und Beschwerden im Knie im Vordergrund. Die Beschwerden sind in der Regel mit einer niedrig dosierten Einnahme von Schmerztabletten gut aushaltbar. Meist wird das Knie nach der Operation in einer bestimmten Orthese stabilisiert und in der Bewegung etwas eingeschränkt. Einige Operateure verwenden Drainagen, die nach ein oder zwei Tagen entfernt werden. In der Regel bleibt man für einige Tage im Krankenhaus, die Operation kann jedoch auch ambulant durchgeführt werden.

Die Vorbereitungen zur OP werden in der Regel von dem behandelnden Arzt geführt. Darüberhinaus gehende Vorbereitungen im medizinischen Sinne durch den Patienten sind in der Regel nicht notwendig. Von organisatorischer Seite sollte für die Tage nach der Operation alles im Vorfeld vorbereitet sein, sodass nachher keine wesentlichen Erledigungen notwendig sind.

Bei einem akuten Kreuzbandriss wird in der Regel eine stützende Orthese empfohlen, welche das Kniegelenk etwas in der Bewegung einschränkt aber auch stabilisiert. Damit ist ein Bewegen im Alltag in der Regel gut möglich. Es empfiehlt sich ein Sportverzicht bzw. sollte eher auf Sportarten ausgewichen, die eine geführte Bewegung des Kniegelenks ermöglich (Fahrradfahren, Rudern o.ä.).

In der Regel sollten 2-4 Wochen Unterarmgehstützen (Krücken) genutzt werden.

Prinzipiell sind die heutigen Techniken mit denen das Kreuzbandtransplantat im Knochen fixiert wird, recht stabil. Daher ist in der Regel nicht zu erwarten, dass strukturell Schäden nach einer unbeabsichtigten zu frühen Belastung auftreten. Wenn man dennoch unsicher ist, wäre der nächste Schritt eine Vorstellung beim behandelnden Orthopäden. Die Möglichkeit um dies abzuklären ist in der ersten Zeit nach OP hauptsächlich die körperliche Untersuchung. Im Röntgenbild kann die Lage von metallenen Implantaten kontrolliert werden, das Transplantat selber ist aber nicht zu sehen. In der Kernspintomographie (MRT) sind in den ersten Wochen nach OP noch viele Artefakte (Bildstörungen) zu sehen, sodass eine sichere Beurteilung meist deutlich erschwert ist.

Eine zu lange bestehende symptomatische vordere Instabilität bei Kreuzbandriss führt zu Folgeschäden am Kniegelenk. Typischerweise wäre hier ein Verschleiss des Innenmeniskushinterhorns und ein Knorpelschaden im medialen (zur Körpermitte hin liegenden) Anteil des Kniegelenks zu nennen. Auch bzw. gerade wenn diese Schäden schon eingetreten sind, sollte überlegt werden, ob eine Kniegelenkstabilisierung mittels Kreuzbandplastik Sinn macht. Die genannten Folgeschäden können zum Teil im Rahmen der Kreuzband-Operation wieder repariert werden. Dies macht in der Regel jedoch nur nach erfolgter Stabilisierung Sinn.

Die Länge des Kreuzbandes ist ein zentraler Punkt im Ablauf der Operation, zudem wird das Kniegelenk im Rahmen der Operation in der Regel ausgiebig durchbewegt. Daher ist die Implantation eines zu kurzen Kreuzbandes nahezu ausgeschlossen.

Wie lange die Pausierung bestimmter Sportarten empfohlen wird, ist individuell unterschiedlich. Die meisten Operateure haben hierzu ein eigenes Schema. Prinzipiell sollte kniegelenksbelastende Sportarten (Fußball, Kampfsportarten, Klettern o.ä.) für einige Monate gemieden werden. Meist werden weniger kniegelenksbelastende Sportarten jedoch bereits nach 2-4 Wochen wieder freigegeben. Dies sind häufig Sportarten mit einer geführten Kniegelenksbewegung (Fahrradfahren, Rudern) oder mit geringen Lastspitzen (z.B. Schwimmen). Beachtet werden sollte auch, dass die mechanische Stabilität des Transplantats nach der Operation aufgrund biologischer Umbauprozesse zunächst abnimmt und nach ungefähr 3 Monaten am niedrigsten ist. Im Anschluss steigt die mechanische Belastbarkeit wieder zusehends an.

Meist erfolgt die Nachbehandlung im Rahmen einer ambulant durchgeführten Physiotherapie. Je nach Kostenträger und Bundesland existieren möglicherweise zusätzliche Möglichkeiten einer Rehabilitation. Diesbezüglich sollten Sie Ihren behandelnden Arzt fragen.

Punkte die gegen eine operative Versorgung eines gerissenen Kreuzbandes sprechen: - höheres Patientenalter - Patient hat keinen sportlichen Anspruch - Knie ist subjektiv und/oder objektiv stabil - Andere Erkrankungen des Patienten, die gegen eine Operation sprechen

Punkte die für eine operative Versorgung eines gerissenen Kreuzbandes sprechen: - Junges Patientenalter - Subjektive Instabilität – Patient fühlt sich mit dem Knie unsicher - Objektive Instabilität - In der körperlichen Untersuchung instabiles Kniegelenk - Sportlicher Anspruch des Patienten - Bereits sichtbare Folgeschäden

Die Versorgung eines Kreuzbandrisses erfolgt in der Regel durch einen Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Dies kann im Krankenhaus erfolgen. In den letzten Jahren gibt es jedoch vermehrt orthopädische Praxen, die sich auf die Behandlung von Kreuzbandrisses spezialisiert haben und durch die hohe Anzahl von erfolgten Behandlungen eine große Expertise auf dem Gebiet haben.

Ob man wieder kniegelenksbelastende Sportarten durchführt ist eine individuelle Entscheidung. Prinzipiell sind nach dem vollständigen Ausheilen alle Sportarten wieder möglich. Jedoch sollte die technische Ausführung der Sportart insbesondere bei Risikosportarten möglichst optimal sein.

Das vordere Kreuzband reisst 10-15 Mal häufiger als das hintere Kreuzband.

Nach Operation eines Kreuzbandrisses wird meist vom Operateur ein individuelles Schema zur weiteren Beübung mitgereicht. Prinzipiell steht in den ersten Wochen nach Operation die Wiedererlangung des Bewegungsumfanges meistens mit einer aktiven oder passiven Bewegungsschiene im Vordergrund. Später wird mehr Augenmerk auf die Kräftigung der kniegelenksübergreifenden Muskulatur und die Beübung der Propriozeption (z.B. mit der Rüttelplatte) gelegt.

Die operative Versorgung eines Kreuzbandrisses wird im Allgemeinen von der Krankenkasse getragen. In speziellen Fällen wie z.B. Wege-/Arbeitsunfällen oder anderweitig versicherten Unfällen werden die entstandenen Kosten vom jeweiligen Kostenträger übernommen.

Wichtig ist, Risikosituationen zu erkennen und hier auf eine kniegelenkschonende Sportausübung zu achten. Hierfür gibt es bei besonderen Risikosportarten großangelegte Präventionsprogramme. Beispielhaft sei hierfür Stop-X von der DKG (Deutsche Knie Gesellschaft) oder FIFA 11+ von der FIFA genannt.

Im Falle eines akuten Kreuzbandrisses wird in der Regel einige Wochen abgewartet, bis das Knie sich von dem Unfall erholt hat und wieder schlank und schmerzarm ist. Sollte man sich zur Operation entscheiden, erscheint eine Versorgung in den Monaten nach dem Unfall empfehlenswert, da dann noch keine wesentlichen Folgeschäden durch die entstandene Instabilität auftreten können. Je instabiler das Gelenk, desto eher sollte eine Stabilisierung erfolgen.

Eingriffe an den Gelenken haben ein deutlich erhöhtes Risiko für die postoperative Ausbildung einer Thrombose. Thrombosespritzen (meist niedermolekulares Heparin) verhindern die Bildung einer Thrombose. Dies ist so lange notwendig, wie die Beweglichkeit des Patienten bzw. des Kniegelenks eingeschränkt ist. In der Regel sollten diese für 3-6 Wochen nach OP genommen werden.

Meist ist nach einem akuten Unfall mit Riss des Kreuzbands das Kniegelenk deutlich geschwollen und schmerzt bei Belastung und Bewegung. Meist werden die Beschwerden im vorderen Kniegelenksbereich oder tief im Knie drinnen angegeben.